Nachruf Gerd Boll

Eckernförder Zeitung vom 21.2.2020

   
Ist die Rede von Biolandwirtschaft, kommt einem in Schwansen sofort Gerd Boll in den Sinn. Der Landwirtschaftsmeister aus Großholz in der Gemeinde Holzdorf ist drei Tage vor seinem 60. Geburtstag, am 6. Februar, gestorben. Er hinterlässt eine Ehefrau und vier Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren sowie zwei Kinder aus einer anderen Partnerschaft.

Mit Gerd Boll verliert Schwansen einen durch und durch positiven und stets zuversichtlichen Menschen. Geboren und aufgewachsen in Großholz wuchs ihm die Landwirtschaft ans Herz. Das, was sein Vater Helmuth für die konventionelle Landwirtschaft war, ein Vorreiter und Visionär, das war Gerd Boll für die Biolandwirtschaft. So zog es ihn zunächst nach Holzbunge, wo er einen kleinen Biohof aufbaute und Erfahrungen sammelte. Er kam zurück nach Großholz und übernahm im April 2000 in siebter Generation den Hof seines Vaters. Da war bereits klar, dass der Hof nach den strengen Bioland-Richtlinien bewirtschaftet werden soll. Die Umstellung dafür war bereits 1999 erfolgt. Schon 1991 waren die ersten Norweger-Pferde auf den Äckern im Einsatz. Eingebettet in die hügelige Endmoränen- Landschaft zwischen Eckernförde und Kappeln bewirtschaftete Gerd Boll mit Ilona Ebel als Gartenbaumeisterin den Bioland Hof Großholz.

Für Gerd Boll war es immer ganz wichtig, Kindern und Erwachsenen die Welt zu erklären, sie neugierig zu machen. Seine Begeisterung war ansteckend. Er wollte keinen mit seinem Wissen beeinflussen, aber er erzählte gerne und hielt viele Vorträge. Nicht nur von der Landwirtschaft, sondern auch von seinem Weg zum Buddhismus, der Mitte der 80er-Jahre begann. Doch Boll war auch in seiner Gemeinde politisch aktiv. Anpacken und eine „Mitmachgemeinde schaffen“, waren seine Motivation, 2013 bei der neuen Kraft „Interessengemeinschaft Bürger für die Gemeinde Holzdorf“ mitzumachen. Er wurde Vorsitzender im Finanzausschuss und versuchte den Bürgern den Haushalt einer Gemeinde zu erklären. Als Ruhepol wirkte er in seiner Fraktion und suchte immer den Weg zum Ausgleich.

Besonders Kinder für ihre Natur und Umwelt zu begeistern, war seine Herzensangelegenheit. So wurden große Hoffeste für die ganze Familie etabliert, er begleitete Schulkassen auf den Feldern als außerschulischer Partner und es war ihm wichtig, dass Kinder in den Schulferien draußen etwas erleben.

Für Gerd Boll war der biologische Anbau ein Teil seiner Lebensphilosophie. „Ein Geschenk an die Gesellschaft und die Welt“, wie er selber einmal sagte.

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